Rasterkorn - Marlis Bühn
Wer steht hinter Rasterkorn
Portrait
Mein Name ist Marlis Bühn, geboren 1960 in Thüringen, aufgewachsen in Dresden, Berlin und Kairo. Ich bin Künstlerin, Malerin, Fotografin, Pädagogin, Forscherin, liebe die Berge und den Wald und arbeite am liebsten mit Kindern. Das alles zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben.

Die Kunst beschäftigt mich seit meinem sechsten Lebensjahr. Damals begann ich exzessiv zu malen und zu zeichnen, und tue das auch heute noch. Mit zwanzig entdeckte ich meine Leidenschaft zur Fotografie und machte diese später zu meinem Beruf. Inzwischen arbeite ich auch künstlerisch mit Kindern.

Lange Zeit dachte ich, ich müsste mich für Fotografie oder Malerei entscheiden. So trat die Malerei in den Hintergrund. In der Fotografie suchte ich dann nach der Malerei. Etwas fehlte mir, was ich versuchte in meine Fotos zu bekommen. Erst seit ich Malerei und Fotografie gleichwertig als Ausdrucksmittel nutze, fühle ich mich wirklich frei. Beides sind für mich Werkzeuge, um verschiedene Empfindungen zum Ausdruck zu bringen.

Beim Malen liebe ich den langwierigen Entstehungsprozess, bei dem ich viele Farbschichten und Materialien übereinanderlege. Ich weiß vorher nie, was am Ende das fertige Resultat sein wird.
Ich lasse mich treiben, vergesse die Zeit, liebe die innere Stille im Entstehungsprozess, entwerfe und verwerfe, bis ich spüre, ein Bild könnte fertig sein. Manchmal verpasse ich diesen Moment und ein für gut befundener Zustand davor ist unwiederbringlich dahin. Dann hilft nur von vorn zu beginnen.

Das ist bei der Fotografie ganz anders. Hier ist es die Schnelligkeit und Präzision, mit der ich etwas festhalten kann. Da zählt der richtige Blickwinkel, die Nähe zum Motiv, die Einstellung an der Kamera, die Technik und vieles mehr.
Nur in der Nachbearbeitung kann ich, ähnlich wie in der Malerei, zu viel tun, bis ein Bild nicht mehr funktioniert. Was den Griff zur Kamera auslöst, ist ein besonderes Licht, eine faszinierende Struktur, eine besondere Farbkombination und Linien und Flächen, die eine spannende Komposition ergeben.
Egal welches Werkzeug ich wähle, etwas im Außen bringt etwas im Innen zum Klingen. Manchmal gelingt es und manchmal nicht.

Die Liebe zur Natur wurde mir durch meine Eltern und Großeltern in die Wiege gelegt.
Meine Oma lebte in Thüringen, ein paar Minuten vom Wald entfernt. Ich erinnere mich noch, dass ich bereits als sehr junger Mensch lange allein im Wald unterwegs war und dort Tiere, Bäume, Pflanzen und die Umgebung erforschte. Darüber vergaß ich die Zeit und auch alles was ich bei den Erwachsenen nicht verstand. Ich lauschte den Vögeln und Fröschen, beobachtete Käfer und Schmetterlinge, spürte den Wind auf meiner Haut und ein leises Knacken im Unterholz erzeugte wohlige Schauer. Ich war ganz in meinem Element.

Mit meiner Familie fuhr ich jedes Jahr im Sommer in die Berge und an den Wochenenden auf einen Dauercampingplatz an einem See im Wald. Dort lernte ich schwimmen, segeln, angeln, Fische ausnehmen, mich zu orientieren und auf meine Instinkte zu hören.
In der Natur fühlte ich mich immer frei und sicher. Niemand quatschte mir rein und sagte mir, was ich zu tun oder zu lassen habe. Ich fand vieles selbst heraus und machte eigene Erfahrungen. Das hat sich tief eingeprägt und ich profitiere noch heute davon.

Was mich innerlich antreibt, ist große Neugier, Offenheit und die Begeisterung für Neues.
Das Aufwachsen in einer Diktatur und im Mangel hat mich tief geprägt. Wichtige Ressourcen für die eigene Entwicklung nicht zur Verfügung zu haben, kontrolliert, ausspioniert, überwacht und unter Druck gesetzt zu werden, sobald ich eigenen Interessen folge, haben den Wert von Freiheit für mich zu etwas sehr Wichtigem gemacht. Seit meinem Studium beschäftige ich mich damit, mich aus einer zu tiefst negativen Prägungen zu befreien und Vertrauen in die eigenen Ressourcen zu entwickeln.

Kinder sind neben Natur, Kunst und Psychologie eine weitere wichtige Inspirationsquelle. Von ihnen kann ich viel lernen. Vor allem, wenn sie noch kleiner sind. Staunend schaue ich zu, wie sie die Welt beobachten, entdecken, erforschen und genau wissen, was sie wollen und mögen und was nicht. Wenn Erwachsene dem Impuls widerstehen, Kindern ihre Vorstellungen und Erwartungen aufzudrängen und ihnen zu erklären, wie die Welt funktioniert, dann können sie erstaunliche Erfahrungen machen. Ganz selbstverständlich folgen Kinder dem, was sie innerlich antreibt. Ihre Freude, Offenheit und große Begeisterung sind ansteckend. Sie sind noch mit allem verbunden, urteilen und bewerten nicht und stellen sich jeden Tag aufs Neue ihrer nächsten Herausforderung. Das macht die Arbeit mit Kindern sehr erfüllend und sinnstiftend.

»Das eine Auge des Fotografen schaut weit geöffnet durch den Sucher,
das andere, das geschlossene, blickt in die eigene Seele.«



Henri Cartier- Bresson